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Fast ein Heimspiel
Tanzen: Deutsche Meisterschaften in der Kombination mit dem Pinneberger Paar Goncharov/Muschalik am Sonnabend in Klein Nordende
KLEIN NORDENDE/ PINNEBERG Aus der Sonne Italiens in den aktuell nicht minder schönen norddeutschen Frühling. Für Alina Siranya Muschalik und Nikita Goncharov waren die Gegensätze nach der Rückkehr aus einem Trainingslager südlich der Alpen schon mal größer als sie in diesem Jahr sein werden. Das Tanzpaar vom VfL Pinneberg wird in Bologna so rechtzeitig aufbrechen, dass zu den Deutschen Meisterschaften in der Kombination wieder in der Heimat sind. Denn der Marathon über die zehn Tänze - je fünf aus dem Latein- und dem Standardrepertoire - findet am Sonnabend, 27. April, in Klein Nordende statt (14 Uhr, Bürgermeister-Hell-Halle).
Vier vierte Plätze in den vergangenen fünf Jahren stehen für Goncharov/Muschalik zu Buche. Klappt es nach Düsseldorf (2018), Böblingen (2017, 2014) und Kamen (2015) nun nahe der Heimat mit dem Sprung aufs Treppchen?
Für den örtlichen Ausrichter ist das natürlich ein Glücksfall und mutmaßlich auch ein Zugpferd. „Es gibt sicherlich viele, die die beiden sehen wollen“, sagt Jürgen Grimm als Vorsitzender des Tanz-Tumier-Clubs Elmshorn, der die örtliche Ausrichtung übernommen hat. Das Parkett mit den Maßen 18 mal 11 Meter jedenfalls wird plan verlegt sein, um ja keine Stolperfallen zu verbergen.
Alina Siranya Muschalik und Nikita Goncharov sind seit Februar 2010 auf dem Parkett ein Paar und inzwischen auch privat liiert. Italien ist für die beiden seit langem ein Anziehungspunkt. Vier internationale Turniere hat das Paar allein in diesem Jahr dort bestritten. Das kommt nicht von ungefähr. Muschalik und Goncharov fliegen regelmäßig nach Bologna, um bei einem prominenten Tanzpaar hart zu trainieren: Benedet- to Ferruggia und Claudia Köhler. Diese beiden sind seit 2004 ein Tanzsportpaar und wechselten 2013 vom Amateurtanzsport in das Profilager.
Die Hamburger, die seit vielen Jahren für den VfL Pinneberg starten, aber sind Amateure; sie studieren in Hamburg. Ihr Trainingspensum aber umfasst selbst außerhalb eines Trainingslagers stattliche sechs Einheiten pro Woche auf dem Parkett. Hinzu kommt im gleichen Zeitraum dreimaliges Fitnesstraining. Immerhin legt man bei einem Tanzturnier schon mal 50 Kilometer zurück. Da braucht es Kondition.
Nikita Goncharov begann in seinem Heimatland Ukraine bereits im Alter von vier Jahren mit dem Tanzen. Groß gefragt wurde er damals nicht - so sei es eben gewesen, erzählte er mal bei Gelegenheit. Schokolade als Belohnung kaschierte den Zwang nur notgedrungen.
Alina Siranya Muschalik hingegen hat mit sieben Jahren eine ältere Cousine zum Tanztraining begleitet – und ist dann selbst angefangen.
Seit die beiden 24-Jährigen übers Internet zueinander fanden, kennt die Erfolgskurve eigentlich nur einen Weg: steil bergauf - erst in der Jugend, und jetzt auch als Erwachsene.
In Norddeutschland haben die beiden ohnehin kaum noch Konkurrenz. Als sie vor sieben Wochen im Club Casino Oberalster zum vierten Mal in Folge die Gebietsmeisterschaften Nord in der Kombination gewannen, entschieden sie alle zehn Tänze für sich. Die Wertungsrichter zogen 41 von 50 möglichen Einsen. Die Zahl der Landesmeisterschaften ist inzwischen zweistellig.
Der Deutsche Tanzsportverband (DTV) führt die beiden als eines von zwei Kader- Paaren in der Kombination. Mikael Tartakin und Anja Pritekelj (Tanzsport-Zentrum Heusenstamm) ist das andere. In der nationalen Rangliste Standard liegen die Pinneberger mit 272 Punkten auf dem dritten Rang, in den Lateintänzen auf Platz 57.
Die Medaille auf einer Deutschen Meisterschaft fehlt ihnen noch in der Sammlung an Erfolgen. Klappt dies am Sonnabend, wäre dies ein perfektes Wochenende. Michael Bank
INFO Zeitplan
14 Uhr: Deutschland-Pokal Latein, Senioren III (ab 55 Jahre)
15.30 Uhr: Deutsche Meisterschaften Kombination, Hauptgruppe
17.10 Uhr: Deutschland-Pokal Latein, Senioren II (ab 45 Jahre)
Eintritt: 25 Euro (Sitzplätze), 15 Euro (Stehplätze)
TTC - ein guter Name als Ausrichter
KLEIN NORDENDE Normalerweise bewerben sich Vereine auf eine Ausschreibung hin um die Ausrichtung von nationalen Titelkämpfen. Im Falle des Tanz-Tumier-Clubs Elmshorn ist es inzwischen schon so, dass er vom Deutschen Tanzsport-Verband direkt gefragt wird, ob er als Ausrichter fungieren würde. So war es auch vor der Deutschen Meisterschaft in der Kombination (Hauptgruppe, zehn Tänze), die am Sonnabend, 27. April, um 14 Uhr in der Büigermeis- ter-Hell-Halle von Klein Nordende beginnt. Flankiert wird diese von zwei Turnieren aus der Latein-Serie Deutschland- Pokal für die Altersklassen Senioren II und III.
„Das hängt damit zusammen, dass wir’s gut ausrichten und immer gute Kritiken von den Sportlern bekommen“, sagt Jürgen Grimm, Sportwart und - seit eineinhalb Monaten - auch Vorsitzender des TTC Elmshorn. „Wir haben das Glück, dass uns die Gemeinde Klein Nordende immer die Bürgermeister-Hell-Halle gebührenfrei zur Verfügung stellt“, sagt der 62-Jährige und vergisst nicht zu betonen; „Das ist nicht selbstverständlich.“
Rund 50 Vereinsmitglieder werden rund um das Meisterschaftswochenende mit verschiedensten Aufgaben beschäftigt sein; In der Halle muss das Parkett mit einer Grundfläche von 198 Quadratmetern verlegt werden, rundherum werden Tische und mehr als 220 Stühle postiert, außerdem die Halle festlich geschmückt, damit sie nicht nur nach Sporthalle aussieht. Finden Samstagnachmittag ist das Catering mit Getränken und selbst gebackenen Kuchen zu bestücken. Geschirr dafür ist aus dem TTC-Klub- heim an der B431 in Klein Nordende zur Schulstraße zu bringen. Zudem werden im Shuttledienst Sportler und Wertungsrichter aus ganz Deutschland von Bahnhof oder Flughafen zur Halle oder zum Hotel gefahren. „Das ist sehr viel Aufwand“, weiß Grimm, aber in seinen Augen ein Aufwand, der sich lohnt: „Der Verein wird gesehen und gewinnt dadurch an Bedeutung“, ist sich der pensionierte Polizist sicher.
Und eine DM sind auch nicht verkehrt, um Tanzsport auch für die jüngere Generation attraktiv zu machen. „Ich wünsche mir, dass viele Kinder und Freizeitsportler in unseren Verein kommen“, sagt Jürgen Grimm. mbu