Unser Pressearchiv
Klein Nordende: Sonntagsausflug zur Brandruine

KLEIN NORDENDE Er ist ein beliebter Spazierweg in der Region Elmshorn: Der Sandweg entlang des Rosengartens im Liether Wald in Klein Nordende. Gestern traf man dort besonders viele Menschen. Ihr Ziel: Die Brandruine eines ehemaligen mehr als 250 Jahre alten Reetdachhauses mit eigenen Augen zu sehen. Auf dem Gelände hatten in der Nacht zu Sonnabend mehr als 120 Feuerwehrleute stundenlang vergebens gegen die Flammen gekämpft. Ein Übergreifen des Feuers auf ein benachbartes Gebäude konnten sie jedoch verhindern. Der Sachschaden ist groß.
Schaden in Millionenhöhe
Feuerwehr kämpft stundenlang gegen die Flammen - doch sie kann ein historisches Reetdachhaus in Klein Nordende nicht retten

Von Meike Kamin
KLEIN NORDENDE Eine aufsteigende Rauchsäule alarmierte am späten Freitagabend bei einem Blick in Richtung Liether Wald den Klein Nordender Wehrführer Martin Höppner. Er war zu Besuch bei Freunden und handelte sofort. Per Fahrrad fuhr er zur Klein Nordender Feuerwache, schon mit der Befürchtung, dass es sich um einen Brand am Sandweg, am Rande des Rosengartens handeln könne.
Als der Alarm kam und der Einsatzort genannt wurde, bestätigten sich Höppners Befürchtungen. Bei dem Einsatzort handelte es sich um ein historisches Reetdachensemble am Sandweg aus dem 18. Jahrhundert. Der Wehrführer ließ umgehend für Klein Nordende Vollalarm auslösen und die Feuerwehr Elmshorn mit alarmieren. „Wir haben vor ein paar Jahren gemeinsam mit der Feuerwehr Seester an dem Objekt geübt. Wir wussten also, dass wir eine lange Wegstrecke überbrücken müssen, um die Wasserversorgung aufzubauen“, berichtet Höppner.
Am Einsatzort angekommen, brannten auf der straßenabgewandten Seite sowohl die reetgedeckte Scheune als auch das etwa 30 Meter davon entfernt stehende, reetgedeckte Wohnhaus. „Wir hatten keinen Wind, keinen Funkenflug und trotzdem brannten beide Gebäude gleichzeitig“, beschreibt der Klein Nordender Wehrführer die Situation. Höppner zieht Parallelen zu einem anderen Großbrand in Klein Nordende. Damals brannte ein Hofgebäude, das gerade ein neues Reetdach erhalten hatte. Die Flammen fraßen sich bei dem Feuer von unten durch das Dach. Beim aktuellen Einsatz am Sandweg brannte direkt die Dachfläche.
Eindämmung der Flammen, Sicherung der Umgebung - besonders des Wohngebäudes auf dem Nachbargrundstück - hatten, ebenso wie die Nachalarmierung der Feuerwehren Seester und Uetersen, erste Priorität. Dem folgte auch die Alarmierung der Feuerwehrbereitschaft des Kreisfeuerwehrverbandes mit dem Sondermodul Wasserversorgung. Hinzugezogen wurde ebenfalls die Feuerwehrtechnische Zentrale des Kreises Pinneberg. Insgesamt waren zirka 120 Einsatzkräfte der Feuerwehr vor Ort. Im Einsatz waren auch das DRK Elmshorn, Uetersen und Wedel sowie die Polizei.
„Wir hatten keinen Wind, keinen Funkenflug und trotzdem brannten beide Gebäude gleichzeitig.“
Die Zusammenarbeit aller Einsatzkräfte habe laut Höppner sehr gut funktioniert. Er erläutert: „Der stellvertretende Kreisbrandmeister Stefan Mohr war nahezu zeitgleich mit uns vor Ort. Wir haben die Lage gemeinsam erkundet und den weiteren Einsatz geplant. Auch in der Folge haben wir uns immer wieder mit den Einsatzleitern und Gruppenführern aller Wehren ausgetauscht, um die aktuelle Lage zu besprechen und unser Vorgehen abzustimmen. Diese Zusammenarbeit hat hervorragend geklappt.“ Höppner berichtet weiter, dass sich bei allen Wehren die Urlaubszeit und das Wochenende in der Zahl der anwesenden Kräfte bemerkbar gemacht hat. „Wir hatten viele junge Feuerwehrkameraden dabei, die haben alles gegeben und alle Feuerwehren gemeinsam haben alles getan, was machbar war. Leider war das Resultat nicht wirklich positiv“, so Höppner.


Er erinnert sich - wie viele Klein Nordender und Elmshorner - an das ausgesprochen gepflegte Reetdachhaus und den liebevoll gestalteten und gepflegten Garten rund um die reetgedeckten Gebäude.
Gegen 3 Uhr am Sonnabendmorgen rückte schließlich ein Bagger an, um einsturzgefährdete Gebäudeteile einzureißen. Das ins Gebäude gefallene Reetdach wurde vom Bagger auseinandergezogen, um dann gezielt gelöscht zu werden. Zeitgleich wurden die ersten Schlauchleitungen zurückgebaut. Um 4.40 Uhr hieß es „Feuer aus“. Allerdings blieben bis 11 Uhr noch einige Klein Nordender Feuerwehrleute für eventuelle Nachlöscharbeiten vor Ort.
Menschen waren laut Mitteilung des Kreisfeuerwehrverbands nicht in Gefahr. Das betroffene Gebäude ist unbewohnt, die Bewohner des Nachbargebäudes hatten sich selbst ins Freie begeben. Die Polizei hat die Ermittlungen übernommen. Aussagen, was den Brand ausgelöst hat, gab es am Wochenende noch nicht.
ABGEBRANNTES REETDACHHAUS
Gebäude aus dem Jahr 1750
„Historisches Reetensemble in grüner Oase“, so ist die Anzeige auf einem Immobilienportal im Internet überschrieben. In der Announce werden ein Wohn- und Wirtschaftsgebäude samt Nebenbauwerken auf einem mehr als 3300 Quadratmeter großen Grundstück im Klein Nordender Sandweg zum Kauf angeboten. Der Kern des Wohn- und Wirtschaftsgebäudes stammt demnach aus dem Jahr 1750. Es handelt sich um das Gebäude, das in der Nacht zu Sonnabend ein Raub der Flammen geworden ist. Der aufgerufene Verkaufspreis: 1,65 Millionen Euro. die