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Das „Blankenese von Elmshorn“
28. Teil unserer Luftbildserie: Heute erzählt Helmut Hamke von seiner Gemeinde Klein Nordende

Im Zuge unserer Luftbildserie stellen wir zweimal pro Woche Plätze und Orte aus Elmshorn und dem Umland in den Mittelpunkt. Heute erzählt Helmut Hamke von seinem Klein Nordende.
Von Carsten Wittmaack
KLEIN NORDENDE Helmut Hamke lebt in einem Schmuckkästchen. Einem architektonischen, wohlgemerkt. Das Töverhuus in Klein Nordende hat sich über die Region hinaus einen Ruf als Kulturtempel erarbeitet. Von Musik über Lesungen, Kabarett und Vorträgen bis hin zu Theaterabenden reicht das Angebot. 2016 feierte das Töverhuus runden Geburtstag. Das alte Bauernhaus der Familie Hamke dient seit dem Umbau im Jahr 1996 seit mittlerweile 23 Jahren als Veranstaltungszentrum.
Hamke sitzt im kleinen Saal des Töverhuus und zeigt auf eine Wand: „Dahinter wurde ich geboren“, sagt der Ur-Nordender. Das Töverhuus ist sein Elternhaus. Der Vater hatte noch drei Brüder, die alle im Krieg gefallen sind. Helmut Hamke selbst verbindet durchweg schöne Erinnerungen mit seinem Zuhause. „Ich habe mich in jeder Lebenslage hier wohlgefühlt“, versichert der 68-Jährige. Die Kindheit sei ein einziger Traum gewesen. Die Natur, das Liether Moor, die Teiche. „Und es gab noch echte Winter samt chlittschuhlaufen und Schlitten fahren.“

Hamke ist ein Astrid-Lindgren-Fan. Deren Lebensmotto hat auch er sich zu Eigen gemacht: Freiheit, Geborgenheit, Sicherheit. All das bot und bietet ihm das Töverhuus. Als er klein war, gab es hier sogar noch Magd und Knecht. Ganz wie in den Michel-Büchem von Astrid Lindgren. „Morgens ging es raus, und abends, wenn es dunkel wurde, wieder rein“, erinnert sich Hamke an seine Jugend. Die Zeit habe ihn tief geprägt. Und zeige Wirkung bis heute. Seit dreieinhalb Jahren ist der 68- Jährige Rentner, zuvor hat er jahrzehntelang als Sozialpädagoge der KGSE gearbeitet.
Die meisten Menschen kennen ihn jedoch als Mitglied der Gruppe Speelwark, der Hamke von 1984 bis 2012 angehörte. „Wir haben in der Zeit 16 CDs produziert“, sagt er. Hinzu kamen hunderte Femsehauftritte. Aktuell kümmert er sich um sein Töverhuus. In enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde und dem Kulturausschuss entsteht das Programm, das Jahr für Jahr bekannte Persönlich-keiten wie Wetterexperte Meeno Schräder oder Platt- Legende Gerd Spiekermann nach Klein Nordende zieht. 2020 werden unter anderem Sportfachmann Reinhold Beckmann und der Abenteurer Arved Fuchs zu Gast sein.
Für viele Promis ist es der erste Abstecher nach Klein Nordende. Die Gemeinde ist eine Art Vorort von Elmshorn. Ein großes Dorf mit rund 3300 Einwohnern, in dem Kunst groß geschrieben wird. Direkt vor dem Gemeindezentrum steht die Skulptur „Auflösender Kristall“ des Elmshomer Künstlers Reimer Thode. Die Skulptur stellt eine Verbindung her zwischen dem Gemeindezentrum im Ortskem und der Liether Kalkgrube am Ortsrand.
Die Kalkgrube ist das wohl eindrucksvollste Stück Natur, das Klein Nordende zu bieten hat. „Das war früher mein Epizentrum“, sagt Hamke. „Wir haben in den Loren gespielt - was wirklich gefährlich war.“ Durch den unter der Region liegenden Elmshomer Salzstock wurden in dem Areal über 200 Miüionen Jahre alte Erdschichten an die Oberfläche gedrückt. Fossilien- und Werkzeugfunde legen den Schluss nahe, dass die Umgebung bereits steinzeitlichen Jägern und Sammlern vor über 10000 Jahren als Lagerplatz diente.

Östlich an Klein Nordende grenzt das Liether Moor, das sich zu einem beliebten Ausflugsziel entwickelt hat. Hier wirken unter anderem der Betreuungsverein und der Ro- bustrinder-Verein. Auf den sattgrünen Weiden grasen schottische Hochlandrinder. Jene flauschig brauen Wesen mit ihren gewaltigen Hörnem sind im Land der Rot- und Schwarzbunten ein seltener Anblick sind. „Auch die Storchennisthilfe wurde dieses Jahr das erste Mal angenommen“, freut sich Hamke, der auf das allgemein rege Vereinsleben im Ort hinweist.
26 Vereine und Institutionen gebe es in Klein Nordende. Auch die Partnerschaft zur Usedom-Gemeinde Zempin werde aktiv gelebt. Hervor hebt Hamke den Wert der örtlichen Grundschule, deren anstehende Sanierung den Lokalpolitikem aktuell aufgrund der befürchteten Kosten Kopfzerbrechen bereitet. Gerade sei eine Geschichtswerkstatt ins Leben gerufen worden. Auch der Kinderwald, in dem Eltern für ihren Nachwuchs Bäume pflanzen können, sei eine tolle Idee. „Und ich freue mich, dass ich immer noch die Klänge des Spielmannszuges hören kann“, so Hamke. 1964 habe er zu dessen Gründungsmitgliedern gehört.
KLEIN NORDENDER IM PORTRÄT
Das ist Helmut Hamke
Helmut Hamke (68) ist eine Klein Nordender Hausgeburt. Bis heute ist er „seinem“ Dorf treu geblieben. Von 1958 bis 1966 besuchte er hier die Volksschule, die heute eine reine Grundschule ist. Von 1966 bis 1970 lernte Hamke Automechaniker bei Ford, ehe er die Realschule nachholte. 1973 legte er die Fachholschulreife ab, bevor er bis 1977 Sozialpädagogik studierte. Sein Berufsleben verbrachte Hamke an der Erich Kästner Gemeinschaftsschule in Elmshorn. Nebenbei baute er das Töverhuuszum Kulturzentrum aus, und 1984 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Gruppe Speelwark. Jene bundesweit bekannte Musikgruppe, die sich vor allem mit ihren plattdeutschen Liedern eine große und treue Fangemeinde aufbaute. Verheiratet ist Helmut Hamke mit Ehefrau Gisela. Das Paar hat drei Kinder und freut sich über fünf Enkel. caw
ORT IM PORTRÄT
Das ist Klein Nordende
Gut 3300 Einwohner hat Klein Nordende - Tendenz steigend. Elmshorn liegt sprichwörtlich vor der Haustür, die Liether Kalkgrube und weitere Naherholungsgebiete laden zu Ausflügen ins Grüne ein. Auch die Infrastruktur von Ärzten über Lebensmittelmärkten bis hin zu Schulen und Kindergärten „passt“. Kein Wunder also, dass es nicht ganz günstig ist, in Klein Nordende eine Immobilie zu erwerben. Der ein oder andere bezeichnet den Ort dann auch gern als das Blankenese von Elmshorn. Das Klein Nordender Gemeindegebiet erstreckt sich beiderseits der in Nord-Süd-Richtung verlaufenden „Geestkante“, an der die Elbmarsch zur höher gelegenen Geest aufsteigt. Die Landgemeinde Klein Nordende entstand 1867 im Zuge der Verwaltungsreform in Schleswig-Holstein, das kurz zuvor Preußische Provinz geworden war. Caw